Von Künstlermenschen, Makis und Mäusen
Esslingen. Der Verein Artgerechte Haltung Esslingen zeigt offene Ateliers und gemalte Nagetiere.
14. Juni 2010
Von Ulrich Stolte
Esslingen. Der Verein Artgerechte Haltung Esslingen zeigt offene Ateliers und gemalte Nagetiere.
Professionelle Gegenwartskunst zu zeigen, das ist der Anspruch der Esslinger Künstlergruppe Artgerechte Haltung. 17 der insgesamt 30 Mitglieder zeigten am Wochenende ihre Arbeit in insgesamt sieben Ateliers. In Bad Cannstatt und in Plochingen waren deren zwei geöffnet, weitere fünf in Esslingen.
Es gab einiges zu entdecken in den Künstlerstuben am Neckar. In den ehemaligen städtischen Ateliers beim Kommunalen Kino in Esslingen präsentierten drei Künstlerinnen ihre Werke. Ade Weeth hatte ihren Raum zur Galerie hergerichtet und quadratische Formen installiert. Sie arbeitet mit Farbschichtungen und klaren geometrischen Aussagen. Weeth fängt Lichtstimmungen ein und malt sie in Grau auf die Leinwand. Dahinter ahnt man Formen und Fensterschatten, ein stimmiges Spiel aus Gestalt und Perspektive. Der ehemaligen Kunsterzieherin waren der Ateliertag und das Gespräch mit kunstinteressierten Bürgern sehr willkommen. Für sie sei es ausgesprochen wichtig, einen eigenen Arbeitsraum zu haben, denn nirgendwo anders könne sie großformatige Bilder herstellen, erläuterte sie. „Die kleinen Sachen kann ich dagegen auch zu Hause malen.“
Die Malerin Petra Pfirmann hat sich zur Feier des Ausstellungstages einiges einfallen lassen. Am Desktop hat sie Etiketten zu einem „Erdferkel-Bier“ gestaltet, das in ihrem Atelier von den Gästen gerne getrunken wurde. Der edle Gerstensaft passt für sie zur Fußball-Weltmeisterschaft und zur Kunst. Nicht nur, weil das Erdferkel in Südafrika zu Hause ist, sondern das Rüsseltierchen mit den Hasenohren im Holländischen „Aardvarkel“ genannt wird. Damit ist das Tier für sie schon des Namens wegen ein willkommener Zeitgenosse der Gegenwartskunst.
Pfirmann hat übrigens auch die alte niederländische Tradition des gemeinsamen Kunstwerks wiederaufleben lassen, bei der mehrere Maler zu einem Bild beitrugen. „Ich schicke meine psychedelischen Bilder zu meiner Freundin Evelyn Konopka nach Polen, sie malt mir dann Mäuse oder Makis hinein“, so kommentiert sie die Menage von Säugetieren, die ihn ihrem Atelier von der Wand blickt.
Der Verein Artgerechte Haltung habe sich vor einigen Jahren gegründet, als die Stadt Esslingen ihre Kunstförderung für bildende Künstler gekürzt habe und die Betroffenen ein Zeichen setzen wollten, erklärt Petra Pfirmann. Vor zwei Jahren waren schon einmal die Ateliers der Künstler offen, und der Erfolg damals hat den Verein ermutigt, die Werkschau fortzusetzen. „Der Besuch war am Samstag nicht überwältigend“, sagt Tim Stefan Heger, der Vorsitzende des Vereinigung. Am Sonntag jedoch seien die Besucher herbeigeströmt. „Auch in zwei Jahren wollen wir wieder Tage des offenen Ateliers veranstalten“.
Wer die Künstler der Artgerechten Haltung wiedersehen will, der braucht nicht mehr ganz so lange zu warten. Vom 3. Oktober bis zum 30. Januar gestalten die Artisten eine große Kunstinstallation im Esslinger Bahnwärterhaus. Mit Gemälden, Installationen und Aufführungen will die Künstlervereinigung zu einem Austausch über die Esslinger Gegenwartskunst anregen.

